19. August: Die Pack-Nacht
von Alexandra Gerth
Berge aus Klamotten, Baby-Snacks, Windeln und Packtüten türmen sich im Arbeitszimmer. Ich bereite alles vor und sortiere es. Malte packt alles in die Rucksäcke. Und kriegt die Krise.

Vier Beutel Kleidung packe ich für Ida. Das sind all ihre Klamotten. Von Badesachen bis zum Softshellanzug, wenn es im Oktober kühler wird. Sie ist für alles ausgerüstet. Dabei weiß ich genau, wie es laufen wird: Sie wird den ganzen Urlaub einen Jumpsuit tragen und die meiste Zeit nur in Windel rumkrabbeln. Unsere Kleidung ist deutlich rationierter. Malte überlegt, ob er überhaupt Turnschuhe und eine lange Jeans mitnehmen soll oder ob kurze Hosen und die Trekking-Sandalen ausreichen.
Die Berge an Packtüten sehen gigantisch aus. Niemals passen sie in die Rucksäcke. Malte schwitzt. Ich bin entspannt. Er konnte bisher immer alles einpacken. Allerdings macht er es wie in unseren Flitterwochen mit einer meditativen Langsamkeit. Das beruhigt ihn, sagt er. Sorgt aber auch dafür, dass er bis Mitten in die Nacht packt. Ich bin müde. Und morgen früh um halb neun geht es los.
Es ist ein komisches Gefühl. Uns wird die Größe unseres Vorhabens bewusst. Sieben einhalb Wochen weg von zu Hause. Wahnsinn. Sonst bin ich im Urlaub immer traurig, wenn er vorbei ist und ich wieder nach Hause fahre. Doch dieses Gefühl ist neu. Mit Ida ist unsere Wohnung noch mehr zu einem sicheren Platz geworden. Meine Komfortzone. So lange war ich noch nie weg von zu Hause. Wird Ida es vermissen? Wird sie es noch erkennen, wenn wir wiederkommen? Würde sie lieber hierbleiben, wenn sie entscheiden könnte? Ich bin unsicher, ob das alles eine gute Idee war oder ob wir Ida zu viel zumuten. Und ich habe Angst, wie unser Urlaub und unsere nachfolgenden Urlaube sein werden. Urlaub ist die wichtigste Zeit im Jahr. So bin ich aufgewachsen. Und so ist es auch für mich. Urlaub ist heilig. Wird es weiterhin so sein? Ich hoffe es sehr.
Zusätzlich zu den Rucksäcken packen wir noch einen kleineren Wanderrucksack als Wickelrucksack und Daybag. Außerdem packen wir alles, was wir für die Hochzeit morgen brauchen, in einen kleinen Koffer. Den nimmt meine Tante anschließend mit. Gut, dass uns meine Schwester morgen früh an den Bahnhof fährt. Die Straßenbahnen sind aktuell umgeleitet und der zusätzliche Koffer ist umständlich. Wir haben uns entschieden, keinen Buggy mitzunehmen. Ida sitzt weiterhin maximal 20 Minuten im Kinderwagen. Dann will sie raus. Und zusätzlich noch einen Buggy schleppen, muss nicht sein.
Es passt alles in die Rucksäcke. Meiner wiegt 16 Kilo. Maltes 22. Plus Wickelrucksack und Baby in der Trage. Ergonomisch ist anders. Aber es kann losgehen!